Martin Heideggers ubersetzung und interpretation des ersten stasimon der Antigone
DOI:
https://doi.org/10.26248/ariadne.v10i0.993Abstract
Martin Heidegger ist einer der wichtigsten philosophischen Interpreteure von Sophokles' Antigone. Ιn seiner Einfϋhrung in die Metaphysik findet man seine eigene ϋbersetzung des berϋhmten ersten Stasimon der Antigone und eine ausfϋhrliche Interpretation desselben, die dem Ziele einer philosophischen Vergewisserung ϋber die dichterische, und deshalb originare, altgriechische Bestimmung des Daseins des Meschen dienen soll. Leider hat der griechische ϋbersetzer des Buches eine der vorliegenden neugriechischen ϋbersetzungen an dieser Stelle angefUhrt, was die wichtige. Anderungen, die Heidegger am Originaltext gemacht hat, verschwinden lieB. Der Beitrag bietet nun eine neugriechische ϋbersetzung der Heideggerschen ϋbertragung des Stasimon ins Deutsche. Dann werden die Alterationen durch einen Vergleich Schritt fUr Schritt mit dem altgriechischen Original herausgearbeitet und kommentiert. Als Hilf e zu deren Erklarung dient die deutsche ϋbersetzung von Holderlin, die Heigegger vermutlich beinfluBt hat, als auch Heideggers Auslegung des Stasimon. Es stellt sich heraus, daB man bei den drei fUr Heideggers Interpretation wichtigsten Textstellen auch die groBten Abweichungen vom Original finden kann. Es handelt sich um das Wort δεινόν der ersten Verse, das Heidegger als 'unheimlich' Ubersetzt , um die Verse παντοπόρος· άπορος επ' ουδέν έρχεται το μέλλον (360-361), die er als 'ϋberall hinausfahrend unterwegs, erfahrungslos ohne Ausweg kommt er zum Nichts' verfalscht, und um die Verse υψίπολις· άπολις, ότω το μή καλόν ξύνεστι (370-371), die er als 'Hochtiberragend die Statte, verlustig der Statte ist er, dem immer das Unseiende seiend' Ubertragt. Solche starke. Anderungen des Textes von Sophokles erlauben Heidegger seine Anpassung an seinen philosophischen Reflexionen Uber die 'Unheimlichkeit' des Menschen, der als der 'Gewalttatige' bestimmt wird, der seine Gewalt gegen die physis (das Uberwaltigende Sein) austibt, ohne aber einen Ausweg zu finden, da er radikal un-heimlich, ohne Heim und 'Statte' in die Welt geworfen ist. Der vermeintliche Sinn von Antigone ist eine Moglichkeit des 'Heimischwerdens' Uber die Versohnung Antigones mit dem Tod anzudeuten. Obwohl das eine ohne Zweifel interessante Interpretation ist, stellt sich trotzdem die hermeneutische Frage, ob der Interpeteur das Wort eines Textes so stark seinen eigenen Vorurteilen anpassen darf.
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