Drei Spielarten der zeitgenössischen kritischen Th eorie : Formalismus, Historismus und philosophische Anthropologie
DOI:
https://doi.org/10.26248/ariadne.v14i0.936Abstract
THEMA des Artikels ist das zentrale Problem der kommunikativen kritischen Theorie von Jürgen Habermas, dessen Lösung zwei weitere Versionen der zeitgenössischen kritischen Theorie erstrebt haben. Ausgangspunkt der Untersuchung ist also die späte politische Philosophie, die Jürgen Habermas in den ’90er Jahren formuliert hat. Im ersten Teil wird gezeigt, dass sich Habermas’ Grundlegung der Prinzipien des demokratischen Rechtsstaates auf einen Dualismus zwischen der abstrakt-formellen Argumentationsebene und der empirisch-soziologischen Untersuchung der Bedingungen einer demokratischen Politik stützt. Das führt zu einer Trennung der universalen Form der demokratischen Politik von ihrem jeweils besonderen geschichtlichen Inhalt. Aufgabe des “nachmetaphysischen Denkens” ist es, die abstraktallgemeinen Bedingungen des demokratischen Rechtstaates zu rekonstruieren – Fragen des besonderen Inhaltes des gesellschaft lichen und politischen Lebens müssen dagegen strikt den Diskursen unter den Betroff enen überlassen werden. Somit hat diese kritische Theorie keine vernünft igen Massstäbe (z.B. für Fragen der sozialen Gerechtigkeit) anzubieten. In den nächsten zwei Teilen werden die zwei Lösungsversuche untersucht, die von den Aporien des Formalismus hervorgerufen wurden. Es handelt sich erstens um Albrecht Wellmers Hermeneutik der demokratischen Kultur, der nach die formellen Bedingungen der demokratischen Prozeduren als Elemente einer “demokratischen Sittlichkeit” und nicht einer abstrakten Vernunft idee verstanden werden müssen. Auf dieser Weise wird aber der Formalismus nur halbwegs transzendiert, da Wellmer auf einen sehr “dünnen” Inhalt der demokratischen Sittlichkeit insistiert, so dass Fragen der sozialen Gerechtigkeit noch einmal aus der Theorie verbannt werden. Ein weiterer Versuch zur Verbesserung dieses Defizits ist die Anthropologie der Anerkennungsverhältnisse von Axel Honneth. Die Anerkennungsform der “Solidarität” (neben der der “Fürsorge” und der der “moralischen Achtung”), die mit der Wertschätzung des individuellen Beitrages eines jeden bei der Erzielung eines gemeinschaft lichen Zieles verbunden ist, ermöglicht es Honneth, zumindest rudimentäre Kriterien sozialer Gerechtigkeit zu begründen (z.B. das Recht eines jeden auf einen Arbeitsplatz). Offen bleibt jedoch das Problem, welchen inhaltlichen Werten nach die Unterscheidung zwischen legitimer und illegitimer Anerkennungsansprüche gemacht werden kann. Solche Fragen führen Honneths Ansatz zurück zu den Aporien des Formalismus, deren Aufl ösung noch ausbleibt.
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